Komma setzen: mein Desaster
Wer sehr man mit falschen Kommata danebenliegt, kann ich aus leidvoller Erfahrung bestätigen. Meine gestrenge Deutschlehrerin, Frau Dr. Peters, benotete damals mein Diktat mit der Note 5. Bei nur zwei Rechtschreibfehlern. Damit wäre ich die Beste in der Klasse gewesen. Leider hatte ich 17 Kommafehler. Ups.
Ich gestehe: Noch in der siebten Klasse verteilte ich meine Kommas wahllos. Sah das Komma an einer Stelle gut aus, wurde es mit dem Tintenfüller gesetzt. Die gute Nachricht: Die schlechte Note und das Komma-Desaster prägten sich tief ein und ich verinnerlichte schnell ein paar Faustregeln zur Kommasetzung.
Komma weglassen? Besser nicht
Die meisten Kommas trennen Sätze voneinander, zum Beispiel Haupt- und Nebensätze. Bei Aufzählungen werden zwischen gleichartigen Satzglieder Kommas gesetzt. Und ein paar Regeln mehr.
Nicht immer ist man sich sicher, ob man das Komma richtig gesetzt hat. Wird es aber vergessen, verändert sich unter Umständen die Aussage.
Wir essen jetzt, Opa.
Wir essen jetzt Opa.
Er will sie nicht.
Er will, sie nicht.
Opa hat bestimmt ein Interesse daran, mitzuessen – aber eben nicht selbst gegessen zu werden. Und wer was will, wird erst mit dem Komma deutlich. Fakt ist: Satzzeichen erleichterten es dem Leser, einen Text zu verstehen. Aus diesem Grund verwenden wir sie seit Jahrhunderten.
Elementare Unterschiede eben. Das Hinscheiden des Kommas zeigt deutlich, wie sich Sprachempfinden und Selbstverständnis von Schreibenden – oder sollte man besser Tippenden – gewandelt haben. Wer Nachrichten und Meldungen bei Twitter, WhatsApp oder Facebook liest, kann bestätigen: Dem Satzzeichen droht das Verschwinden
Schüler sagen, Lehrer haben es gut.
Schüler, sagen Lehrer, haben es gut.
Das Komma ist vermutlich nur das erste Opfer, ein Vorbote. Denn zunehmend ignorieren Schreiber im Netz die Rechtschreibung. Sie erleichtern sich die Arbeit, wenn sie konsequent alles kleinschreiben. Nachteil: Dem Leser wird es schwer gemacht.
Im Nachhinein bin ich meiner gnadenlosen Deutschlehrerin dankbar. Das konnte ich – zugegeben – erst nach vielen Jahren aus vollem Herzen sagen.